Stratifizierung der Feuchtwälder
Website: | Lernmanagement System von Landesforsten Rheinland-Pfalz |
Kurs: | Wasserrückhalt im Wald |
Buch: | Stratifizierung der Feuchtwälder |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Samstag, 23. August 2025, 07:56 |
1. Stratifizierung der Potentiale und Handlungsschwerpunkte
Zunächst wurden drei zu erfassende Straten der Feuchtwälder gebildet:
a. Intakte Feuchtwälder
b. Beeinträchtige Feuchtwälder (z. B. durch Entwässerungsmaßnahmen)
c. Denaturierte, ehemalige Feuchtwälder (z. B. Aufforstung mit Fichtenmonokultur, Kalamitätsfläche nach Borkenkäferbefall etc.)
Diese Straten wurden dann auf Ebene des Waldbesitzes erfasst und kartographisch verortet und quantifiziert (Flächenumfang). Die Biotopkartierung gibt hier sehr wichtige Anhaltspunkte, erfasst jedoch nicht alle Flächen.
Daraus ergibt sich der "rote Faden".
2. Stratum a: intakter Feuchtwald
Diese Wälder werden in der Regel den kleinsten Umfang einnehmen. Es handelt sich um hydrologisch und ökologisch intakte, natürliche Wälder auf Feucht- und Nassstandorten: Erlenbrüche, kleine Auenwälder, Erlen-Eschenwälder etc.
Hier kann die Biotopkartierung wichtige Hinweise geben. Allerdings ist die Biotopkartierung nicht immer vollständig, weshalb auch hier die Suche auf "Schusters Rappen", also zu Fuß im Gelände, lohnenswert und notwendig ist.
Aus dem Beispielbetrieb Gehlert:
3. Stratum b: beeinträchtigter Feuchtwald
In diese Rubrik fallen die Wälder, die zwar noch als Feuchtwald erkennbar sind, aber durch Entwässerungsmaßnahmen beeinträchtigt wurden, z. B. durch nicht standortangepasste Baumartenbeimischung (meist Fichte) etc. Der Charakter des ursprünglichen Feuchtwaldes ist jedoch noch deutlich erkennbar und eindeutig.
Dieser ehemalige Feuchtwald ist stark verändert und denaturiert. Der Moorstandort wurde mit Entwässerungsgräben durchzogen, die, obwohl sie schon Jahrzehnte nicht mehr unterhalten werden, noch heute entwässernd wirken. Nach der erfolgreichen Entwässerungsmaßnahme wurde damals Buche gepflanzt (Ziel: Brennholzgewinnung), eine hier nicht standortgerechte Baumart.
Das Drohnenfoto zeigt einen ehemaligen Feuchtwald aus der Vogelperspektive. Auch hier war die Entwässerung mit dem Ziel der Etablierung eines Buchenmischwaldes erfolgreich. Die Erlen sind nahezu alle abgestorben.
Maßnahmenvorschläge
Als erste Maßnahme stünde hier der Verschluss der Entwässerungsgräben an. In der Regel genügen relativ wenige Sohlschwellen im Oberlauf der Gräben, um eine dauerhafte Vernässung der Flächen zu erreichen. Eine zukünftige Wiedervernässung der Fläche hätte automatisch einen Baumartenwechsel zugunsten der Erle zur Folge. In diesem Fall werden die Buchen sukzessive absterben bzw. werden z. B. als Brennholz genutzt. Der Baumartenwechsel kann dann gezielt mit den entsprechenden Feuchtwaldarten vorgenommen werden. Hier ergibt sich dann auch die Gelegenheit, sehr seltene einheimische Feuchtwaldarten wie z. B. die Flatterulme etc. einzubringen. Auch diese Folgen müssen mit den Waldbesitzenden besprochen werden!
4. Stratum c: denaturierte, ehemalige Feuchtwälder
Unsere Vorfahren hatten die "Urbarmachung" (Kultivierung) der Landschaft zum Ziel, um sie für die oftmals notleidende Bevölkerung nutzbar zu machen. Feuchtwälder und Nasswiesen standen im krassen Gegensatz zu diesem Ziel und wurden "in Produktion" gebracht. Diese Wälder sind sicher die am häufigsten anzutreffende Kategorie. Gleichzeitig sind sie jedoch am schwierigsten zu identifizieren, weil wir nur die Standort- und komplette Baumartenveränderung vorfinden. Eine intensive Geländebegehung in Verbindung mit der sorgsamen Analyse der vorhandenen Standortkartierung und anderen Unterlagen ist hier besonders wichtig (hydrologische Gefährdungsanalyse).
5. Ergebnis Gemeinde Gehlert
Die Kartierung der Feuchtwälder im Pilotprojekt Gehlert ergab:
10 ha Stratum 1: intakte Feuchtwälder
15 ha Stratum 2: beeinträchtige Feuchtwälder
18 ha Stratum 3: ehemalige (denaturierte) Feuchtwälder
Auf Basis dieser Erkenntnis können nun die Maßnahmen zum Erhalt und zur Renaturierung der Flächen selbst (und darüber hinaus) zielführender geplant, priorisiert und kommuniziert werden. Die Finanzierungsplanung, Genehmigungen und ggf. Sponsoring werden auf Basis eines Konzeptes erst möglich.
Hier zu sehen: die Übersichtskarte über die Feuchtwälder – erstellt in QGIS.